1913 – Theodor Lerner – Rettungsexpedition für Schröder-Stranz

Die Rettungsexpedition Theodor Lerners im Sommer 1913 ist ein faszinierendes Beispiel für privates Engagement in der Polarforschung und dokumentiert zugleich die Risiken und medialen Dimensionen früher Arktisexpeditionen.

1. Vorgeschichte der Schröder‑Stranz‑Expedition
Die Deutsche Arktische Expedition, auch Schröder‑Stranz‑Expedition genannt, hatte das ehrgeizige Ziel, die Nordostpassage von Westen nach Osten zu durchqueren. Als Vorbereitung startete im August 1912 eine Vorexpedition von Tromsø aus auf der Herzog Ernst unter Leitung von Leutnant Herbert Schröder‑Stranz. Bereits wenige Tage nach Fahrtbeginn geriet das Schiff in Packeis und konnte nicht mehr manövrieren. Am 15. August 1912 machte sich Schröder‑Stranz mit drei Begleitern zu Fuß auf Richtung Adventfjord – seitdem gilt die Gruppe als verschollen. Neben dem Expeditionsleiter verloren in diesem Desaster sieben weitere Teilnehmer ihr Leben, und die Hauptexpedition wurde nie fortgesetzt Wikipedia – Die freie Enzyklopädie.

2. Das Desaster und erste Rettungsversuche
Nach der Nachricht vom Unglück organisierten sowohl norwegische als auch deutsche Kreise Rettungsexpeditionen. Ingvar Jensen startete bereits am 24. Januar 1913 von Longyearbyen aus, musste seine Unternehmung jedoch Anfang Februar wegen Erfrierungen abbrechen. Kurz darauf begab sich Kurt Wegener am 21. Februar 1913 auf die Spur Schröder‑Stranz’ und musste ebenfalls aufgeben, als einer seiner Begleiter erkrankte. Schließlich erreichte im April 1913 der Norweger Arve Staxrud die eingesperrten Überlebenden an Bord der Herzog Ernst und brachte unter anderem den Ozeanographen Hermann Rüdiger sowie den Kameramann Christopher Rave wohlbehalten nach Longyearbyen zurück Wikipedia – Die freie EnzyklopädieWikipedia – Die freie Enzyklopädie.

3. Lerner initiiert eine private Rettungsexpedition
Entgegen dem ausdrücklichen Widerstand deutscher Regierungsstellen gründete in Frankfurt ein privates Komitee im Frühjahr 1913 unter Führung des erfahrenen Polarforschers und Journalisten Theodor Lerner eine eigene Rettungsmission. Lerner, der seit seinem erfolglosen Versuch 1899, die Bäreninsel für Deutschland zu beanspruchen, bei offiziellen Stellen in Ungnade gefallen war, ließ sich davon nicht abhalten und brach mit dem Schiff Lövenskiold erneut nach Spitzbergen auf Wikipedia – Die freie EnzyklopädieWikipedia – Die freie Enzyklopädie.

4. Verlauf der Lerner‑Expedition
Im Mai 1913 geriet die Lövenskiold beim Nordkap von Nordostland in ein packeisbedingtes Fiasko: Sie wurde eingeschlossen, und nach mehrwöchigen Skitouren und Hundeschlittenfahrten ohne Spurenfund zermalmte das Eis das Schiff am 26. Juni. Bevor das Wrack unterging, konnten große Teile der Ausrüstung geborgen werden. In kleinen Booten überquerten Lerner und seine Begleiter die Bucht von Sorgebai und erreichten am 25. Juli 1913 die Herzog Ernst. Mit dem nun wieder manövrierfähigen Schiff traten sie die Heimreise an und gelangten sicher zurück nach Deutschland Wikipedia – Die freie EnzyklopädieWikipedia – Die freie Enzyklopädie.

5. Dokumentation und mediale Resonanz
Die private Rettungsaktion wurde filmisch festgehalten: Sepp Allgeier, später Kameramann bei Leni Riefenstahl, drehte unter der Regie von Bernhard Villinger den Dokumentarfilm Die Tragödie der Schröder‑Stranz‑Expedition, während Christopher Rave im Oktober 1913 seinen Streifen Mit der Kamera im ewigen Eis in die Kinos brachte. Beide Werke gelten als verschollen, wenngleich Fragmente von Raves Film in einem Moskauer Archiv wiederentdeckt wurden. Die Rückkehr der Expeditionsteilnehmer löste ein enormes Medienecho aus – zur Begrüßung in Hamburg war sogar Kaiser Wilhelm II. persönlich anwesend Wikipedia – Die freie Enzyklopädie.

6. Bedeutung und Nachwirkung
Obwohl die offizielle Rettung durch Arve Staxrud als erfolgreich gewertet wurde, zeigt Theodor Lerners Einsatz die hohe Risikobereitschaft und den Enthusiasmus privater Polarforscher. Lerner selbst dokumentierte die Ereignisse später in seinem Buch Im Banne der Arktis (Seiten 227–288), das einen lebendigen Zeitzeugenbericht liefert. Die Expedition verdeutlicht zugleich, wie frühfilmische Dokumentationen und mediales Interesse die öffentliche Wahrnehmung der Polarforschung nachhaltig prägten Wikipedia – Die freie EnzyklopädieWikipedia – Die freie Enzyklopädie.

 

Leitung: Theodor Lerner
Auftrag: Die vermisste Schröder-Stranz Expedition finden.

Teilnehmer:
  • Bernhard Villinger
  • Sepp Allgeier
Fahrzeuge:
  • Lövenskiold

Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Lerner#Parseval_und_Zeppelin