1. Einführung
Ada Blackjack ist eine der bemerkenswertesten, aber oft übersehenen Figuren der arktischen Entdeckungsgeschichte. Als junge Inuit-Frau aus Alaska wurde sie 1921 als Näherin für eine Expedition zur Wrangelinsel engagiert – eine Unternehmung, die sich als katastrophal herausstellte. Sie überlebte fast zwei Jahre unter extremen Bedingungen, verlor ihre Begleiter und wurde schließlich als einzige Überlebende gerettet. Ihre Geschichte ist ein beeindruckendes Beispiel für Widerstandskraft, Einfallsreichtum und den Kampf ums Überleben in der feindlichen Umwelt der Arktis.
2. Frühes Leben und Hintergrund
Ada Blackjack wurde am 10. Mai 1898 in Solomon, einem kleinen Dorf in Alaska, geboren. Sie gehörte zur ethnischen Gruppe der Iñupiat, wuchs jedoch nicht als erfahrene Jägerin oder Überlebensexpertin auf. Früh verwaist, wurde sie von Missionaren erzogen, die sie in englischer Sprache, westlicher Kultur und christlicher Religion unterrichteten. Diese Erziehung führte dazu, dass sie viele traditionelle Überlebenstechniken der Inuit nicht erlernte, was später in der Arktis zu einer großen Herausforderung wurde.
Mit 16 Jahren heiratete Ada Blackjack einen Mann namens Jack Blackjack, mit dem sie einen Sohn, Bennett, hatte. Die Ehe war von Gewalt und Unsicherheit geprägt. Ihr Mann verließ sie schließlich, und Ada fand sich in der schwierigen Lage wieder, allein für ihren Sohn sorgen zu müssen. Da ihr Sohn an Tuberkulose litt und medizinische Versorgung benötigte, war sie gezwungen, nach Möglichkeiten zu suchen, um Geld zu verdienen – was sie letztendlich zur Wrangelinsel-Expedition führte.
3. Die Wrangelinsel-Expedition (1921–1923)
3.1 Hintergrund der Expedition
Die Wrangelinsel, eine abgelegene arktische Insel im Ostsibirischen Meer, war lange Zeit ein umstrittenes Gebiet, das von mehreren Nationen beansprucht wurde. Der kanadisch-amerikanische Polarforscher Vilhjálmur Stefansson plante eine Expedition zur Insel, um sie für Großbritannien zu beanspruchen. Stefansson selbst begleitete die Expedition jedoch nicht, sondern stellte ein Team aus vier jungen Männern zusammen:
- Allan Crawford (20 Jahre, Kanada) – Anführer der Expedition
- Lorne Knight (28 Jahre, USA) – Expeditionsmitglied mit Arktiserfahrung
- Fred Maurer (28 Jahre, USA) – Arktiserfahrener Forscher
- Milton Galle (19 Jahre, USA) – Jüngstes Mitglied, Student der Meteorologie
Da Stefansson glaubte, dass die Expedition nur minimale Unterstützung benötigte, ließ er keine professionelle Crew oder ausreichende Vorräte bereitstellen. Ada Blackjack wurde als Näherin und Köchin engagiert. Sie zögerte zunächst, da sie keine Erfahrung in der Wildnis hatte, stimmte aber schließlich zu, da sie dringend Geld für die medizinische Behandlung ihres Sohnes brauchte.
3.2 Ankunft und erste Monate auf der Wrangelinsel
Am 15. September 1921 erreichte die Expedition die Wrangelinsel. Anfangs verlief alles nach Plan. Sie bauten ein Camp auf, jagten Robben und sammelten Vorräte. Doch schon bald zeigten sich erste Probleme:
- Die Wildtierbestände waren geringer als erwartet.
- Die Wetterbedingungen waren härter als angenommen.
- Die Männer waren unerfahren und unterschätzten die Gefahren.
Ada übernahm hauptsächlich Haushaltsaufgaben, aber als die Nahrung knapp wurde, erwarteten die Männer von ihr, dass sie ebenfalls jagte – obwohl sie keine Erfahrung darin hatte.
3.3 Die Krise: Nahrungsknappheit und Krankheit
Der Winter 1922/1923 brachte eine extreme Nahrungsmittelknappheit mit sich. Die Jagd war wenig erfolgreich, und Vorräte gingen zur Neige. Die Männer wurden zunehmend geschwächt und gereizt. Besonders Lorne Knight litt an Skorbut und konnte sich kaum noch bewegen.
Im Januar 1923 beschlossen Crawford, Maurer und Galle, die Insel zu verlassen, um auf dem zugefrorenen Meer Hilfe zu holen. Sie nahmen einen Hundeschlitten und einen Teil der Vorräte mit. Ada und der kranke Lorne Knight blieben allein zurück. Die drei Männer verschwanden – sie wurden nie wieder gesehen.
4. Ada Blackjack: Allein in der Arktis
Nachdem ihre Begleiter verschwunden waren, musste Ada sich um den kranken Knight kümmern. Sie versorgte ihn monatelang mit Nahrung und warmen Kleidern, aber seine Gesundheit verschlechterte sich weiter. Schließlich starb er im Juni 1923, und Ada war völlig auf sich allein gestellt.
Trotz fehlender Erfahrung lernte sie, in der Wildnis zu überleben:
- Sie brachte sich das Jagen von Vögeln und das Aufstellen von Fallen bei.
- Sie baute ein Schutzlager und verbesserte ihre Kleidung.
- Sie lernte, Eisbären zu vermeiden und sich gegen sie zu verteidigen.
Ada führte ein Tagebuch, in dem sie ihre Erlebnisse und Ängste festhielt. Sie bewies bemerkenswerten Einfallsreichtum und Durchhaltevermögen, während sie über ein Jahr allein auf der Insel überlebte.
5. Rettung und Nachwirkungen
5.1 Rettung im August 1923
Nach fast zwei Jahren auf der Wrangelinsel wurde Ada am 19. August 1923 von einer Suchmannschaft gerettet. Als die Retter eintrafen, fanden sie sie in relativ guter körperlicher Verfassung, obwohl sie lange Zeit allein in der feindlichen Umgebung verbracht hatte.
5.2 Rückkehr nach Alaska und öffentliche Reaktion
Nach ihrer Rückkehr wurde Ada zunächst als Heldin gefeiert. Doch Stefansson versuchte, ihre Rolle herunterzuspielen und behauptete, sie habe ihre Pflicht als Expeditionsmitglied nur erfüllt. Die Medien interessierten sich nur kurz für ihre Geschichte, und sie erhielt kaum finanzielle Unterstützung.
Ada kehrte nach Alaska zurück, kümmerte sich um ihren Sohn und lebte ein zurückgezogenes Leben. Sie sprach selten über ihre Erlebnisse auf der Wrangelinsel.
6. Spätere Jahre und Vermächtnis
Ada Blackjack lebte bis ins hohe Alter in Alaska. Sie arbeitete in verschiedenen Berufen, um ihren Sohn zu unterstützen. Trotz ihrer außergewöhnlichen Überlebensgeschichte geriet sie weitgehend in Vergessenheit.
In den 1980er Jahren wurde ihre Geschichte durch Bücher und Artikel wiederentdeckt. Jennifer Nivens Buch „Ada Blackjack: A True Story of Survival in the Arctic“ (2003) machte sie einem breiteren Publikum bekannt.
Heute gilt Ada Blackjack als Symbol für Widerstandskraft und Überlebenswillen. Ihre Geschichte ist ein einzigartiges Kapitel in der Geschichte der Arktisforschung – eine Geschichte, die zeigt, wie eine scheinbar gewöhnliche Frau unter den extremsten Bedingungen über sich hinauswuchs.
7. Fazit
Ada Blackjacks Überlebensgeschichte ist ein bemerkenswertes Beispiel für menschliche Entschlossenheit und Anpassungsfähigkeit. Während ihre männlichen Expeditionskollegen gescheitert sind, bewies sie mit minimaler Ausrüstung und Erfahrung eine unglaubliche Fähigkeit zum Überleben. Ihre Geschichte verdient es, als eine der außergewöhnlichsten Überlebensgeschichten der Polargeschichte anerkannt zu werden.
erstellt mit Unterstützung von ChatGPT