Josephine Peary
1. Geburtsdaten
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Geburtsdatum: 22. Mai 1863
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Geburtsort: Baltimore, Maryland, USA
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Geburtsname: Josephine Cecilia Diebitsch
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Eltern: Deutschstämmige Einwandererfamilie; ihr Vater war ein aus Deutschland eingewanderter Soldat, der während des amerikanischen Bürgerkriegs diente.
2. Ehe
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Ehemann: Robert Edwin Peary (1856–1920), US-amerikanischer Polarforscher.
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Heiratsdatum: 1888
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Kinder: Ein gemeinsames Kind, eine Tochter namens Marie Ahnighito Peary (geboren 1893 in Grönland – oft als „Snowbaby“ bezeichnet, weil sie in der Arktis geboren wurde).
3. Grundsätzliche Informationen über das Leben
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Bildung: Josephine war sehr gut gebildet für eine Frau ihrer Zeit. Sie besuchte die Spencerian Business College in Washington, D.C.
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Beruf und Engagement:
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Sie war Autorin und veröffentlichte mehrere Bücher über ihre Reisen in die Arktis, etwa „My Arctic Journal“ (1893) und „Children of the Arctic“ (1903).
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Josephine begleitete ihren Mann auf mehreren Expeditionen in die Arktis, eine damals außergewöhnliche Leistung für eine Frau.
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Besonderheiten:
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Sie wird oft als die „First Lady der Arktis“ bezeichnet.
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Sie lebte zeitweise unter extremen Bedingungen in der Arktis und dokumentierte ihre Erfahrungen detailliert.
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Lebensumstände:
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Aufgrund der Karriere ihres Mannes als Entdecker war ihr Leben geprägt von langen Reisen und Aufenthalten in extremen Klimazonen.
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Todesdatum und -ort: 19. Dezember 1955 in Portland, Maine, USA.
Die Frau in der Arktis
Josephine bricht nach Grönland auf
Nach dem Tod ihrer neugeborenen Tochter „Francine“, die am 7.August 1899 an Cholera starb, spitzte sich die Situation für Josephine soweit zu, das sie beschloss mit der „Windward“ nach Grönland zu reisen und ihren Mann aufzusuchen. Die schlimme Zeit die sie durchgemacht hatte, konnte sie jetzt nicht alleine weiter durchstehen, sie hatte Sehnsucht nach ihrem „Bert“, der sie viel zu oft und zu lang alleine ließ um seiner „Arbeit“ nachzugehen.
Ende August 1900 erreichte die „Windward“ den Hafen von Etah. Josephine verließ das Schiff mit ihrer mittlerweile 7 Jährigen Tochter Marie Ahnighito Peary „The Snow Baby„, um nach ihrem Mann zu suchen.
Josephine fand ihren Mann jedoch nicht in seinem Haus am Rande der Inuitsiedlung vor. Später berichtete Marie Peary von der Enttäuschung, ihren Vater nicht in seiner Hütte gefunden zu haben.
Bei der Hütte handelte es sich um einen Eisenbahnwagon, der im Jahr davor vom Versorgungsschiff an Land gebracht wurde.
Josephine war zu tiefst enttäuscht, ihren Mann nicht vorzufinden, gerade jetzt, wo sie ihn so sehr brauchte. Auf Nachfrage bei den Inuit ergab sich, dass sie Peary bei Kap Sabine vermuteten.
Der Kapitän der „Windward“ setzte nach Ellesmere Island über und ankerte am Kap Sabine. Wie sich herausstellte befand sich, Peary auch hier nicht. Ein weiterer Versuch Peary in Fort Conger zu finden scheiterte, da die Inuit sich weigerten Josephine dort hinzubringen, selbst das Angebot einer großen Belohnung konnte sie nicht dazu bewegen. Josephine blieb nichts anderes übrig als unverrichteter Dinge wieder auf das Schiff zurückzugehen und, weil das Jahr schon weit vorgeschritten war, die Heimreise anzutreten.
In der letzten Nacht vor der geplanten Abreise nach New York kam ein Sturm auf und drohte das Schiff an die Felswände zu drücken. Bevor das geschehen konnte setzte das Schiff auf Grund auf. Um das Schiff zu erleichtern wurden eilig die Mitgebrachten Vorräte an Land gebracht und es gelang dem Kapitän das Schiff wieder frei zu bekommen. Aber das war nur ein kurzer Triumph, denn wie sich herausstellte, hatte der Sturm das Eis in der Bucht soweit zusammen geschoben, dass die Ausfahrt versperrt war. Diese Tatsache bedeutete, das es keine Möglichkeit gab in diesem Jahr noch die Bucht zu verlassen, das Schiff saß fest und eine unfreiwillige Überwinterung stand Josephine und ihrer Tochter Marie bevor.
Nach dem Josephine sich mit der unabänderlichen Situation abgefunden hatte, jetzt erst erkannte sie, das sich an Bord noch einige Inuit aus Etah befanden, sie hatte sie in ihrer verzweifelten Suche nach ihrem „Bert“ nicht weiter wahrgenommen.
Unter den Inuit befand sich auch Ahlikasingwah, die Josephine „Ally“ nannte. Ahlikasingwah war die Frau von Piugaattoq. Die beiden Frauen trafen sich und was nun geschah muss für Josephine ein unvorstellbarer Schock gewesen sein.
Die Inuit-Frau zeigte ihr stolz ihr Baby und erklärte ihr in aller Offenheit, dass das Kind von ihr und Robert Peary sei. Es stellte sich weiter heraus, das sich die beiden Männer, Peary und Piugaattoq, die Frau schon länger teilten.
Unter den Inuit war es kein ungewöhnlicher Umstand, da es zu ihrer Lebensweise und ihrer Kultur gehörte, das sich zwei Männer eine Frau teilten.
Nachdem Josephine sich von dem ersten Schock und der Tatsache, das ihr geliebter „Bert“ sie in der Arktis mit einer Inuitfrau betrogen hatte, erholt hatte, erkannte sie das „Ally“ nicht aus Böswilligkeit gehandelt hatte.
Erstaunlich ist nun das Verhalten von Josephine. Nicht dass sie Wut oder gar Hass für die junge Inuit empfand, was in Anbetracht der Situation nicht verwunderlich gewesen wäre, nein, ganz im Gegenteil.
Als „Ally“ im folgenden Winter schwer erkrankte pflegte Josephine Peary die Kranke aufopferungsvoll. Außerdem bat sie die Inuit um das Versprechen, sollte „Ally“ sterben, nicht das Kind zu erdrosseln, welches die normale Vorgehensweise bei den Inuit war um den Bestand und das Überleben der Gruppe zu sichern und sie nicht mit einem Waisenkind zu belasten. Diese Handlungsweise in der Kultur der Inuit ist für Menschen außerhalb der Inuitkultur nur schwer oder gar nicht nachvollziehbar.
An ihren Mann Robert schrieb Josephine einen einen 26-seitigen Brief, hier einige Auszüge1:
„Zu denken, dass sie in Deinen Armen lag, Deine Zärtlichkeiten empfangen hat, Deine Liebesschreie gehört hat – schon bei dem Gedanken möchte ich sterben … Du hast mir drei Jahre der besten Lust geschenkt, die eine Frau haben kann; danach spürte ich Vergnügen und Schmerz zu gleichen Teilen – bis jetzt, wo alles nur Schmerz ist außer der Erinnerung an das, was war.“
und weiter schrieb sie…2
„ Du wirst überrascht sein, vielleicht sogar betroffen, wenn Du hörst, daß ich mit dem Schiff angekommen bin. Aber glaube mir: Hätte ich gewußt wie die Dinge hier mit dir stehen. Wäre ich nicht gekommen.
Josephine dachte wohl das Peary sich vor ihr versteckte, den sie schrieb:3
„Was immer Du tust, Du mußt auf Dich achtgeben. Manchmal denke ich, Du bist körperlich vielleicht ein Wrack. Aber selbst wenn es so ist komm nach Hause und laß Marie und mich Dich lieben und pflegen. Laß dich nicht von Deinem Stolz zurückhalten. Wer wird sich in zehn Jahren überhaupt noch an all das erinnern?“
An dieser Stelle muss gesagt werden, das Peary zu dem Zeitpunkt als der Brief verfasst wurde, noch nicht wusste, das seine zweite Tochter, die im Januar 1899 geborene „Francine“, nach sechs Monaten gestorben war.
Josephine übergab den Brief einigen Inuit, die ihn nach Fort Conger brachten, wo Peary sich im Frühjahr aufhielt. Mit den Überbringern des Briefes machte er sich umgehend auf nach Cape Sabine wo die „Windward“ noch immer im Eis festsaß.
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Brief von Peary an seine Frau Josephine (Juli / August 1899):
„Du hast recht, Liebe, das Leben läuft uns davon“. „Das kann einem nicht stärker klar werden als mir in den Zeiten der Dunkelheit und Untätigkeit während des vergangenen Jahres. Mehr als einmal habe ich mich ins Gebet genommen wegen meiner Torheit, eine solche Frau und das Baby (jetzt sogar Babys) wegen dieser Arbeit im Stich zu lassen. Aber da ist etwas außerhalb von mir, das mich unwiderstehlich an die Arbeit treibt“ Quelle: Q104 S.191
Peary verabredete ein Treffen mit Josephine, wohl um die Situation abzumildern, auf den 6. Mai 1901, es war der 45. Geburtstag von Robert Peary.
Das Leben nach dem Desaster
1Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Josephine_Peary#Expeditionen_in_die_Arktis Stand: 03.11.2015
2Q104 S.196
3Q104 S.196